
Vintage Möbel selber machen
Der aktuelle Trend im Möbeldesign heißt zweifellos Vintage: Einrichtungsgegenstände mit deutlichen Gebrauchsspuren, wie es sie beispielsweise auf Flohmärkten oder in Form von Erbstücken gibt – Möbel, die eine Geschichte haben, gewissermaßen. Allerdings bekommt nicht jeder alte Möbelstücke vererbt oder hat regelmäßig Glück auf dem Flohmarkt. Eine Alternative ist, sich Vintage Möbel zu kaufen – was jedoch preislich immer wieder an tatsächlich alten und wertvollen Erbstücken angelehnt zu sein scheint. Do it yourself heißt also das Motto in so einem Fall. Wer seine Vintage Möbel selber machen will, findet hier nützliche Tipps und Tricks.
Vintage ist nicht gleich Vintage
Der englische Begriff Vintage stammt aus der Weinlese, in der er einen besonders edlen, weil lange gereiften Tropfen meint. In Bezug auf Möbel wird er – zumindest im englischen Sprachgebrauch – nur für natürlich gealterte Gegenstände benutzt und nicht für solche, die auf alt getrimmt wurden. Letzteres ist das so genannte Konzept des Shabby Chic, das in den 1980er Jahren von der Amerikanerin Rachel Ashwell erfunden wurde. Mittlerweile werden Vintage und Shabby Chic allerdings nahezu synonym gebraucht und finden Anwendung in allen Bereichen des Designhandwerks, angefangen bei Kleidung und Möbeln bis hin zur „Veredlung“ von Alltagsgegenständen oder auch im Rahmen des Körperschmucks und Make-Ups.
Im Neuen Altes entdecken – Vintage Möbel selber machen
Komplementär zu den bearbeiteten Einrichtungsgegenständen selbst lassen sich auch reich verzierte Lampen, geblümte Tapeten und Teppiche oder Nippes aller Art verwenden, um stimmiges Gesamtbild zu erzeugen.Neben neu gekauften Möbeln, die ganz nach Wunsch und Präferenz einen altehrwürdigen Anstrich erhalten können, sind natürlich auch tatsächlich auf dem Flohmarkt erworbene Möbel entsprechend veränderbar

So zum Beispiel, wenn es dann doch einmal etwas shabby aussieht, das Objekt der Begierde aber unbedingt seinen Platz im heimischen Wohnzimmer erhalten soll. In diesem Fall kann man durch gezielte Handgriffe für eine Auffrischung sorgen, um dem Vintage-Charme wieder zu angemessener Geltung zu verhelfen.
Vintage Look erzeugen: Patina in allen Variationen
Die Bearbeitungsmöglichkeiten von Möbeln mit Lack, Lasur, Beize und Farben zum Zwecke der Vintage-Gestaltung sind zahlreich und halten für jeden Geschmack etwas parat. Eines ist ihnen allen jedoch gemein: vor ihrer Anwendung muss das Möbelstück der Wahl erst einmal gereinigt werden. Zunächst wird der Einrichtungsgegenstand mit einem feuchten Tuch und einem sanften Reinigungsmittel gesäubert (hierfür eignen sich Universalreiniger am besten). Im Anschluss folgt dann in der Regel eine erstes Aufrauen mit Schleifpapier, wobei mit einer groben Körnung begonnen wird und die anschließenden Arbeitsschritte mit immer feineren Körnungen fortgesetzt werden (erst eine 120er Körnung, dann eine 150er und schließlich eine 180er). Nun kommt es ganz darauf an, mit welcher Methode es weitergehen soll.
Lacke und Lasuren sind gute Mittel, um im wahrsten Sinne des Wortes die Vielschichtigkeit eines Möbelstücks zu erzeugen und zu zeigen. Den Farbkombinationen sind prinzipiell kaum Grenzen gesetzt, was die endgültige Patina in jedem Fall einzigartig werden lässt. Dabei eignen sich einige Farbtöne sicherlich besser als andere für den Vintage-Look. Warme, eher matte Naturfarben sind allgemein verbreiteter als grelle Neontöne.
1) Acryllack
Nach dem Schleifen mit einem Hand- oder Multischleifer, das in Richtung der Holzmaserung erfolgen sollte, empfiehlt sich das Absaugen der Holzreste oder ein erneutes Abwischen. Danach kann eine Grundierung mit weißer ölhaltiger Farbe erfolgen und die erste Acryllackschicht in der gewünschten Farbe aufgetragen werden, wozu man sowohl für die Flächen als auch die Ecken und Kanten einen Pinsel benutzt. Im Anschluss verschlichtet man das Ganze mit einer Schaumstoffrolle. Diese Arbeitsschritte können nach Belieben wiederholt werden, wobei immer sichergestellt werden sollte, dass die aktuellste Farbschicht vor dem nächsten Abschliff gut getrocknet ist. Die abschließende Schicht kann auf Acrylbasis basieren oder auch als Lasur aufgetragen werden.
2) Innenraumfarbe
Mit letzterer sowie weißer Innenraumfarbe lässt sich ebenso eine wunderschöne Patina kreieren. Die Farbe verdünnt man einfach mit 20 bis 30 Prozent Wasser und trägt sie mit einem Lappen auf. Nach dem Trocken folgt der Anstrich mit einer Dünnschichtlasur, beispielsweise in den Farbtönen Mahagoni oder Kastanie. Durch die Lasur kann dann die weiße Farbe schimmern, wodurch das Möbelstück den Flair des Antiken ausstrahlt.
3) Krakelierlack
Für optimale Effekte sollten sich Grund- und Hauptfarbe deutlich voneinander unterscheiden. Außerdem muss der Farbauftrag so zügig wie möglich erfolgen, da die Wirkung des Lacks bereits in den ersten Momenten des Trocknens einsetzt. Die Breite der Risse orientiert sich dabei an der Auftragsdicke der Hauptfarbe – je dicker diese, desto breiter jene.
Wichtig zu beachten ist dabei, dass sich bei zu viel Farbauftrag Tröpfchen bilden können, die man „Lacknasen“ nennt. Ob diese gewollt sind oder nicht, entscheidet jeder Heimwerker für sich.

Tipp: Vermieden werden sollte in jedem Fall der Einsatz von Metallicfarben, da diese keine Rissbildung zulassen.
4) Beizmittel
Beizmittel, ob in flüssiger Form oder als anzurührendes Pulver, stellen eine weitere Möglichkeit dar, den unverwechselbaren Vintage-Look herzustellen. Wichtig hierbei ist, dass die Beize ungehindert ins Holz eindringen können muss – entsprechend ist die angesprochene Vorreinigung in diesem Fall besonders sorgfältig auszuführen. Außerdem sollte die Oberfläche unbehandelt sein, da gerade auf mit Lauge behandelten Weichholzmöbeln unbeabsichtigte Flecken entstehen können, wenn noch Farbreste vorhanden sind. Im Zweifelsfall kann die Holzoberfläche abgeschliffen werden. Aufgetragen wird die Beize mit Pinsel oder Bürste. Beim Trocknen stellen sich dann kleine Holzfasern auf, die man entweder so belassen kann, was den Gebrauchseindruck verstärkt, oder man versiegelt die Flächen mit Klarlack, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen.
5) Holzkitt und Knetholz
Will man Reste eines Altanstrichs vortäuschen, können die Poren des Holzes mit Füllpaste (auch Holzkitt/Knetholz genannt) gefüllt werden. Auch hier gilt es, angenehme Kontraste durch unterschiedliche, aufeinander abgestimmte Farbtöne zu erzeugen. Damit der Holzkitt in das Möbelstück eindringen kann, müssen die Poren der Holzoberfläche geöffnet werden, was am besten mit einer Messingdrahtbürste zu bewerkstelligen ist. Durch kräftiges und gleichmäßiges Bürsten werden die Poren geöffnet, in welche der Holzkitt mit einem groben Leinentuch quer zur Faserung eingerieben wird. Nach dem Trocknen kann die Fläche blank gerieben werden. Da Holzkitt auf Wachs basiert, ist das anschließende Auftragen einer zusätzlichen Schutzschicht nicht nötig.